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Bachelorreport – Spurensuche: Interaktives Exponat für das Landesamtes für Archäologie Dresden

schwerpunkte


04||2010 bis 07||2010
Bachelorreport
Betreuung: Prof. Marion Meyer, Dr. Constanze Langner
Projektpartner: Landesamtes für Archäologie Dresden

Spurensuche

Anlässlich eine Sonderausstellung des Landesamtes für Archäologie in Dresden wurde ein Konzept für eine interaktive Ausstellungsstation entwickelt. Es handelt sich um die Ausstellung Funde, die es nicht geben dürfte. Brunnen der Jungsteinzeit in Sachsen, die von Oktober bis Dezember 2010 im Japanischen Palais in Dresden gezeigt wurde.

Funde, die es nicht geben dürfte
Die Ausstellung entstand auf Grund von sechs Brunnenfunden im Freistaat Sachsen – fünf im Raum Leipzig und einer bei Dresden. Alle stammen aus der Epoche der Jungsteinzeit (Neolithikum) zwischen 5.500 und 4.500 v.u.Z..

Dank einem holzumrahmten Brunnen und dem Grundwasser blieb die Erde über den gesamten Zeitraum feucht. Nur dadurch wurden viele organische Gegenstände, wie mit Holz verzierte Gefäße, Taschen aus Rinde, Knochenwerkzeuge sowie Schnüre vor dem Verfall bewahrt. Die Funde sind äußerst selten und kostbar, da bisher nur Gegenstände aus Stein aus dieser Zeit entdeckt wurden. Das farblose und starre Bild verändert sich zu einem kreativen und bunten Leben der steinzeitlichen Menschen.

Konzept
Die Ausstellungsstation soll Wissenschaft in einer angenehmen und leichten Weise dem Besucher vermitteln. Durch intuitive Bedienung soll die Freude an der Benutzung erhöht und gleichzeitig Hemmungen gegenüber der Technik abbauen. Die Kombination aus der Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse und den virtuellen Ausgrabungen durch den Besucher, soll sowohl die Ausstellung als auch Archäologie für den Laien lebendiger und nachvollziehbarer machen.

Spurensuche
Das Konzept Spurensuche erzählt nicht nur von der Zeit vor 7.100 Jahren, sondern wirft auch einen Blick auf die Arbeit der Archäologie. Es zeigt die Schritte und Werkzeuge, die nötig sind, um ein Fundstück fachgerecht zu sichern und zu restaurieren. Darüber hinaus wird die Fragen beantwortet, woran Wissenschaftler das Alter, die Anwendung oder die Herstellung eines Fundobjektes erkennen.

Die Interaktionsfläche wird an eine Wand projiziert und kann daher von jedem Besucher auf eigener Augenhöhe benutzt werden.

Sichern
Freilegen
An der Wand werden die Fundstücke Getreidekorn, Holzstück und drei Keramikscherben durch Wischen mit zwei Fingern freigelegt. Um die Lage eindeutig sichtbar zu machen, werden die Objekte mit Hilfe eines Pinsels von der restlichen Erde gesäubert.

Dokumentieren
Fotografieren
Sobald die Fläche frei präpariert ist, wird sie fotografiert. So ist bei der späteren Analyse klar, was gleichzeitig gefunden wurde und wie die Teile zusammengehören.

Zum Fotgrafieren werden zwei Finger in diagonaler Richtung auseinander gezogen. Dabei zieht sich gleichzeitig ein Rahmen für das Foto auf. Ist der gewünschte Ausschnitt erreicht, wird durch Tippen der beiden Finger das Foto erstellt.

Nummerieren
Damit jedes Stück jederzeit identifiziert werden kann, bekommt es eine Nummer.

Mit Tippen auf das Fundstück wird eine Nummer darauf platziert. Danach wird die Nummer mit dem Fund in die Tabelle eingetragen.

Vermessen
Um Lage und Abstand der Gegenstände festzuhalten, werden die Funde gemessen.

Genau wie beim Fotografieren werden für das Vermessen zwei Finger auseinander gezogen: Horizontal für die Breite und Vertikal für die Höhe. Beim Ziehen erscheint zwischen den Fingern eine Bandmaß. Durch Klick der beiden Fingen werden die Messungen aufgenommen.

Eintüten
Danach werden die Objekte aus dem Sediment genommen und zusammen mit der Identifikationsnummer und anderen Daten eingetütet.
Die Fundobjekte werden sicher verpackt, indem zwei Finger einer Hand in einem Abstand zu einander auf die Oberfläche gesetzt werden. Zwei Finger der anderen Hand klicken auf das Objekt und ziehen es in die Lücke der ersten Hand. Mit Loslassen ist das Stück gesichert.



In der Simulation wird das Freilegen, Dokumentieren und Sichern von fünf Fundstücken und das Analysieren von einem Gefäß gezeigt. In der Werkzeugpalette können die einzelnen Arbeitsschritte durchgeklickt werden. Zuerst wird die Geste zur Durchführung des Arbeitsschritt gezeigt und mit einem weiteren Klick wird dieser dann ausgeführt.

Restaurieren
Säubern
Hier wird jedes einzelne Fundstück mit Wasser mittels der Wisch-Geste gesäubert.

Festigen
Mit einer Konservierungslösung wird das aufgeweichte Objekt gefestigt. Dabei wird jedes Stück je nach Beschaffenheit mit einer anderen Lösung behandelt.

Analyse
Die Fundstücke werden einzeln nach Merkmalen, wie Alter, Beschaffenheit, Herstellung sowie andere Besonderheiten, untersucht. Hierzu werden erklärende Animationen gezeigt. Zusätzlich werden die Ergebnisse in der Dokumentation notiert.

Fund Keramikscherben
Scherben werden erst zusammengesetzt und anschließend analysiert.

Um das Gefäß zu reparieren werden die Scherben mit jeweils einem Fingern ausgewählt. Durch Ziehen können die Teile zusammen gesetzt werden. Falls die Scherben verdreht liegen, können sie mit zwei Fingern ausgerichtet werden. Zwei Finger positionieren sich in einem Abstand auf dem Objekt und durch das drehen der Hand wird auch das Stück gedreht.

Verzierung: Anhand von bereits bekannten Stilelementen der einzelnen Epochen können die Funde ziemlich sicher einer bestimmten Zeit zugeordnet werden. Daher ermöglichen die Dekorationen an den Gefäßen eine zuverlässige Datierung. Auch die Region kann anhand der Verzierung bestimmt werden.

Herstellung: Eine unregelmäßige Wandstärke und Schmierspuren lassen erkennen, dass das Gefäß durch Wulsttechnik hergestellt wurde. Vermutlich wurde es in einer flachen Grube gebrannt.

Reparatur: Ist an den Bruchstellen der Scherben Pech zu erkennen, weist das darauf hin, dass das Gefäß bereits früher einmal repariert wurde.

Nutzung: Vom Gefäß wird ein Umriss erstellt. Diese Zeichnung dient dem Vergleich mit anderen Gefäßen und damit der Bestimmung, aus welcher Epoche das Gefäß stammt. Zusätzlich wird die Nutzung anhand der Form festgestellt.

Fund Holzstück
Alter: Die Jahresringe von Holzfunden werden untersucht und mit einem vorhandenen Zeitstrahl verglichen. Dieser Zeitstrahl besteht aus einer Aneinanderreihung von Hölzern aus verschiedenen Epochen.

Art: Anhand der Poren erkennt der Fachmann die Art des Holzes.

Nutzung: Die Nutzung kann mit Hilfe der Form des Holzes und den Bearbeitungsspuren rekonstruiert werden.

Fund Getreidekorn
Alter: Anhand von zusätzlich gefundenen Objekten und der Lage im Boden lässt sich das Alter bestimmen.

Art: Die Form der Korns lässt auf eine bestimmte Art schließen.

Nutzung: Werden bestimmte Getreidearten gefunden, deutet das bspw. auf Ackerbau und Ernährungsweisen hin.

Gestaltung
Wichtig für die Gestaltung ist, dass wissenschaftlich Nachgewiesenes von Vermutungen der Archäologen gestalterisch getrennt werden. Daher sind die Funde fotorealistisch und die Animation als Zeichnungen dargestellt. Durch die grafische Unterscheidung erkennt der Nutzer was wissenschaftlich Belegt wurde, und was noch nicht.

Anordnung
Wichtige Elemente für das Interface sind die Fundstelle, der Informationstext, die Animation sowie die Arbeitsutensilien. Die Fundstelle ist gleichzeitig die Arbeitsfläche, auf der die einzelnen Schritte des Sicherns, Dokumentierens und Analysierens stattfinden.

Der Informationstext, links neben der Arbeitsfläche beschreibt alles rund um die Arbeitsmaßnahmen des Archäologen und die Szenen der Jungsteinzeit. In bildlicher Form unterstützt die Animation den Text. Neben der grafischen Erklärung, wird dem Benutzer auch die Bedienung des Interfaces auf der Fläche gezeigt.

Um auch die gesamten Arbeitsschritte durchgehen zu können, ist eine Werkzeugpalette unterhalb der Arbeitsfläche notwendig. Diese Werkzeuge verdeutlichen die einzelnen Tätigkeiten.

Die Dokumentationsfläche nimmt alle Daten auf, die der Benutzer herausfindet.